Lebensmittelhandel: Wende bei Gen-Futter? Bio-Verbände und Politik gegen geplante Novelle der EU-Bio-Verordnung.
Die Geflügelindustrie hatte Anfang des Jahres angekündigt, nach einem Memorandum nun wieder Futter aus gentechnisch veränderten Pflanzen zu füttern, da nicht genug GVO-freies Soja auf dem Weltmarkt zu machbaren Preisen zu erhalten wäre (GVO = gentechnisch veränderte Organismen). Dabei bestimmt natürlich auch auf dem Weltmarkt die Nachfrage das Angebot! Die Unternehmen des Handels wollen dies nun rückgängig machen und fordern von der Geflügelwirtschaft, aber auch von der Schweine- und Rindermast-Industrie, eine Kehrtwende, hin zu GVO-freiem Soja und anderen Futtermitteln. „Ein Handelsvertreter bezeichnet die Idee, Deutschland könne bei der Tiererzeugung ganz auf Gentechnik verzichten als ‚im Stadium der Geburt‘. Dazu soll ein branchenweiter Arbeitskreis im Rahmen der QS-Initiative (Qualitätsmanagement-System der Fleischwirtschaft) gegründet werden, schreibt die Lebensmittelzeitung 35/2014. Das wäre mal ein Fortschritt!
Weniger überstürzten Fortschritt wollen alle Betroffenen bei der von der EU-Kommission angedrohten Novellierung der EU-Ökolandbau-Verordnung. Diese trifft auf den geschlossenen Widerstand der deutschen Ökolandbau-Verbände sowie führender Hersteller- und Handelsunternehmen, flankiert vom Deutschem Bauernverband (!), den Handelsverbänden, Verbraucherorganisationen sowie dem Bundesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz. „Der EU-Kommission geht es nur vordergründig darum, Skandale in der Bio-Branche künftig besser zu verhindern. Tatsächlich handelt es sich um einen feindlichen Akt interessierter Kreise, die Biobranche zu strangulieren“, so Stephan Paulke, Vorstandsvorsitzender der Basic AG, in der Lebensmittelzeitung 23/2014.
PS: Man sieht, die Agrar- und Chemie-Industrie ist weiterhin damit beschäftigt, gegen Ökolandbau, Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz zu arbeiten. Wenn nun der Lebensmittel-Handel geschlossen gegen Genfutter und der Bauernverband mit den Bio-Verbänden gegen die von der o.g. Lobby beeinflusste EU-Kommission steht – und Erfolg hat – dann sind wir vielleicht einen Schritt weiter. Festzuhalten bleibt: Das sind die Erfolge der Bio-Bewegung sowie der bewussten VerbraucherInnen und WählerInnen, denn Handel und Politik tun nur, was die Mehrheit will, genauer gesagt, was die Trend-setzenden Meinungsmacher und Leitmilieus wollen. Das sind nun scheinbar wir. Und das ist gut so!