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Öl-Bohrung vor Kanaren bedroht Schutzgebiete

Kanarische Inseln stellen System von UNESCO-Biosphärenreservaten dar

Letzte Woche fiel in Brüssel der Kandidat für den Posten des EU-Kommissars für Umwelt & Energie, der Spanier Arias Canète, in der ersten Befragung durch den zuständigen Ausschuss durch, wurde dann aber doch, wie vier weitere durchgefallene KandidatInnen, von der „großen Koalition“ der Sozialisten und Konservativen im EU-Parlament bestätigt. Als Minister in Spanien hat er die Ölbohrung vor den Kanaren vorangetrieben, die Solarförderung gekappt, das Fracking ermöglicht und ein stillgelegtes Atomkraftwerk wieder anlaufen lassen. Sein Bruder war zu diesem Zeitpunkt in der Atomindustrie tätig, sein Schwager ist an einer Ölhandelsfirma beteiligt. Canète wird nun EU-Umweltkommissar. Es wird sich zeigen, ob Junckers Plan aufgeht, die Kommissare mittels seiner Vize-Präsidenten dazu zu bringen, das Gegenteil von dem durchzusetzen, was sie zuhause getan haben.

Für die Umweltpolitik der EU, auch die in Spanien, lässt das nichts Gutes erahnen. So plant der deutsche Energie-Konzern RWE, im Konsortium mit den Unternehmen Repsol und Woodside Petroleum, Ölbohrungen 60 km vor den Küsten von Teneriffa und Fuerteventura. Die beiden Kanareninseln sowie La Palma, El Hierro und Teile von Gran Canaria sind als UNESCO-Biosphärenreservate ausgewiesen, das Anaga-Massiv auf Teneriffa soll hinzu kommen. Eine Öl-Katastrophe wie im Golf von Mexiko würde nicht nur den Tourismus, sondern auch das Ökosystem bedrohen,  auch das Trinkwasser gewinnen die Kanaren aus dem Meer. Auf den Kanaren finden sich 543 nur dort vorkommende Tier- und 137 endemische Pflanzenarten, 27 Arten an Walen und Delfinen  ziehen regelmäßig durch.

Die Küste von Fuerteventura

Die Küste von Fuerteventura

Die Menschen auf den Kanaren demonstrieren bereits seit März 2012 dagegen, doch die spanische Regierung glaubt, so die Wirtschaft des Landes ankurbeln zu können. Von den versprochenen 5.000 Arbeitsplätzen werden wohl die meisten auf den Bohrinseln, Terminals und Raffinerien entstehen, wenn überhaupt in Spanien. Sollte der Widerstand nicht abnehmen, baue man die Terminals eben in Marokko. „Wir leben schließlich in einer globalisierte Welt“, so Repsol-Chef Brufau bereits in der WELT vom 02.12.2013.

Die RWE AG, die gerade ihre Öltochter DEA für 5,1 Mrd. Euro an ein Konsortium um den russischen Milliardär Friedman verkauft, hat wieder Geld für Investitionen. Nach eigenen Angaben will RWE mit dem DEA-Deal Schulden abbauen, die durch den Atomausstieg entstanden sind. Die große Koalition hat dem Verkauf zugestimmt, wie 17 andere Regierungen und die EU-Kommission auch. In Deutschland fördert die DEA ebenfalls Öl in einem Schutzgebiet, im Nationalpark und Biosphärenreservat Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, unter dem das größte deutsche Ölfeld Mittelplate liegt. Man hat also Erfahrung mit der Ölbohrung in sensiblen Gebieten. Die hatte BP im Golf von Mexiko auch.

PS: Im April 2015 melden die Frankfurter Allgemeine Zeitung und das Magazin der Umweltstiftung WWF Deutschland e.V.:  Die kommerzielle Nutzung der Ölvorkommen vor den Kanaren wird verworfen, die erwarteten Fördermengen wären den Probebohrungen zufolge nicht ergiebig genug gewesen. Gut, wenn´s so ist. Gut war dennoch der Protest, denn wer weiß, ob nicht doch dieser die spanische Regierung zu einem – technisch kaschierten – Rückzieher brachte?

Biosphärenreservat Fuerteventura

Petition des Inselrats von Lanzarote

Wale und Delfine der Kanaren